Der Garten der Rocca di Angera ist zweitausend Quadratmeter groß und liegt zwischen dem Weinberg und den zinnenbewehrten Mauern über dem See. Er wurde 2008 dem realen Modell eines mittelalterlichen Gartens nachgebildet, wobei man sich von Miniaturen in alten Kodizes und Herbarien inspirieren ließ. Seine viergeteilte geometrische Struktur verweist symbolisch auf den Verwendungszweck der Pflanzen und den unglaublichen Reichtum an botanischen Arten, die im Mittelalter zum Kochen, Färben von Textilien, als Medizin, zum Reinigen und für viele andere Zwecke verwendet wurden.
Der Garten folgt dem Lebenszyklus der Natur und ihrer Erneuerung zu jeder Jahreszeit. So entstehen rund um das bereits bestehende Kirchlein San Bortolomeo die Verziere, der Giardino dei Principi, der Giardino delle erbe piccole und das Boschetto. Eloquente Namen, die auf den Verwendungszweck der einzelnen Bereiche hinweisen: Im Verziere werden Salate, Kohl, Karotten, Zwiebeln, Mangold und natürlich auch Kräuter angebaut. Zudem umfasst der Obsthain eine detaillierte Liste von Pflanzen, die laut Karl dem Großen in einem idealen Gemüsegarten nicht fehlen dürfen. Der Giardino dei Principi (Fürstengarten) war ursprünglich als exklusiver Ort der Konversation und Entspannung für den Schlossherrn, seine Familie und seine Gäste gedacht. Ein Brunnen und eine Pergola in seiner Mitte sind von einem Rosengarten umgeben und erinnern so an einen Lustgarten. Von praktischem Nutzen sind dagegen die zwölf Kästen des Kräutergartens: Hier werden rund hundert Heil- und Färbepflanzen gesammelt, die nach ihrer heilenden Wirkung in Gruppen eingeteilt sind. Schließlich markierte der Boschetto (Wäldchen) in der Antike die Grenze zur naturbelassenen Landfläche. Hier sorgen Lorbeerbäume, Zypressen, Haselnusssträucher, Buchsbaum und Steineichen für eine schattige, erfrischende Umgebung, durch die ein kleiner Bach fließt, der schließlich in einen Teich mündet, wo Schwertlilien blühen.
TERRE BORROMEO