Barock auf seinem Höhepunkt
Palazzo Borromeo ist das Ergebnis von über Jahrhunderte hinweg getätigten architektonischen Eingriffen. Ein sich ständig in Entwicklung befindliches großartiges Werk, das in einem monumentalen Palazzo Gestalt angenommen hat. Heute ist er ein Museum für barocke Kunst, in dem es Gemälde, Wandteppiche, Skulpturen, Möbel und Meisterwerke zu entdecken gilt, um sich von der Pracht anderer Epochen verzaubern zu lassen.
Die über zwanzig Säle des Komplexes tragen Namen, die zuweilen auf die ursprüngliche Funktion der Räume verweisen, wie z. B. der Sala di Conversazione (Konversationsraum) und der Sala da Ballo (Ballsaal), oder sie sind von ikonischen und kostbaren Einrichtungsgegenständen inspiriert, wie z. B. der Sala delle Madaglie (Medaillensaal), der Sala del Trono (Thronsaal) und die Galleria degli Arazzi (Arazzi-Galerie), in der kostbare flämische Stoffe mit mythologischen Szenen ausgestellt sind. Einige Räume verdanken ihren Namen historischen Momenten oder berühmten Persönlichkeiten, die sich in ihnen aufgehalten haben. Beispiele hierfür sind der Sala di Napoleone (Napoleonsaal) und der Sala della Regina (Königinnensaal). Im Sala della Musica (Musiksaal) fand 1935 die Konferenz von Stresa mit den damals wichtigsten Staatsoberhäupter statt, um über die von Hitler und dessen Deutschland begangenen Verstöße gegen den Versailler Vertrag zu debattieren. Das im Anschluss an das Treffen erstellte Manuskript ist gerahmt und heute noch im Saal zu sehen. Im selben Raum verdient es die rechte, vollständig mit Gemälden des flämischen Malers Pieter Mulier, genannt „Cavalier Tempesta“, bedeckte Wand, näher betrachtet zu werden. Die Protagonisten seiner Werke sind Landschaften im Sturm und tobende Meere. Tempesta, der Lieblingskünstler der Familie Borromeo, lebte hier und schuf mehr als 80 Gemälde.
Herzstück des Palazzo Borromeo ist die Galleria Berthier: ein Mosaik mit über 130 Gemälden aus dem 17. und 18. Jahrhundert und einigen Kopien von Meistern wie Raffael, Correggio, Tizian und Guido Reni. Ein Museum im Museum, das auch Originalwerke der lombardischen Renaissance-Malerei von Künstlern wie Bergognone, Boltraffio, Crespi, Giampietrino und Procaccini hütet.
Der Salone Nuovo ist der größte Raum des Palastes. Feierlich und hell, mit Stuck und goldenen Details auf blauen Wänden von himmlischer Eleganz, wurde er nach dem Vorbild der Mailänder Kirche San Lorenzo gestaltet. Oben auf dem Kuppelgewölbe befindet sich die Inschrift Humilitas, der Wappenspruch der Borromäer. Auch die großen Cherubimen auf den intarsierten Marmorkonsolen, die sich an die Hauptsäulen anlehnen, tragen Embleme der Familie: das sitzende Kamel (Symbol der Geduld), das Einhorn (Symbol der Hingabe), die Pferdetrense (Symbol der Stärke) und die Zeder (Symbol der Borromäischen Inseln).
Etwas Besonderes in ihrem Flair und ihrer Originalität sind die Grotten auf Wasserhöhe, die die Gäste beeindrucken und im Sommer für eine kühlere Umgebung sorgen. Bereiten Sie sich darauf vor, in eine Meereswelt einzutauchen, deren Wände, Gewölbe und Böden mit Kieselsteinen, Muscheln, Marmor und Tuffsteinen verziert sind. In den sechs Grotten wurden bis ins kleinste Detail kunstvolle Muster und Dekorationen geschaffen. Auf dem Rundgang treffen Sie auf Helden- und Götterbüsten, Vitrinen und Schaukästen mit Urnen, Vasen, Porzellan und Accessoires. Und von draußen dringt das Rauschen der Wellen des Sees an Ihr Ohr.