Der Palazzo auf der Isola Madre ist die Entwicklung eines zunächst ohne große Ambitionen errichteten Gebäudes, das später zur Wohnstätte der Familie Borromeo wurde und heute ein Museum ist. Sichere und dokumentierte Informationen gibt es erst ab 1583, als Renato Borromeo I. den Vertrauensarchitekten des hl. Karl Borromäus, Pellegrino Tibaldi, mit dem Bau eines Palazzos beauftragte. Die Arbeiten dauerten so lange, dass die letzten Räume erst im 19. Jahrhundert fertiggestellt wurden. Das Gebäude wurde zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert von der Familie bewohnt und später für andere Zwecke genutzt, bis die Borromäer 1987 kostbare Einrichtungsgegenstände aus anderen Anwesen in der Lombardei hierher brachten. Die Säle wurden daraufhin restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Am Eingang des Palazzos führt die mit Statuen und Marmormedaillons geschmückte Loggia zu einer großen zweiläufigen Treppe. Die Wände sind mit Porträts von Prälaten, Mitgliedern der Familie Arese und Herrschern Spaniens geschmückt. Von der oberen Loggia aus schweift der Blick über die Gärten und die Riviera von Pallanza, bevor man in den Piano Nobile gelangt. Die Räume tragen die Namen von besonderen Einrichtungen und Gemälden, wie der Sala delle Stagioni (Saal der Jahreszeiten) und der Sala delle Battaglie (Saal der Schlachten), aber auch von Persönlichkeiten, die ihre Spuren hinterlassen haben. Das Schlafzimmer von Federico Borromeo VI. verrät viel über die rastlose Persönlichkeit, die hier Mitte des 18. Jahrhunderts lebte. Zur Ausstattung gehören ein Himmelbett mit Marmorkopfteil, eine antike Holztruhe und ein Kronleuchter aus Muranoglas. Ebenso wertvoll sind die Accessoires auf dem Tisch und in den Vitrinen des Speisesaals: ein reichhaltiges Service aus Wiener Porzellan des frühen 19. Jahrhunderts und Keramik vom Allerfeinsten.
Aber das Überraschendste im Palazzo ist das Marionettentheater mit einer der weltweit größten und besterhaltenen Sammlungen von Bühnenapparaten, Marionetten und Drehbüchern. Eine kleine Fantasiewelt, die geschaffen wurde, um Heimvorstellungen zu veranstalten und die Gäste der Familie Borromeo zu unterhalten. In den drei dem Theater gewidmeten Sälen finden sich auf Holzrahmen gemalte Kulissen und Hintergründe, mechanische Vorrichtungen wie die „Wolkenmaschine“ für Spezialeffekte und andere Bühnenbilder, die um 1830 vom Bühnenbildner der Mailänder Scala, Alessandro Sanquirico, geschaffen wurden.
Außergewöhnlich hell und vom raffinierten Geschmack der Serenissima inspiriert, besticht der Salotto Veneziano durch einen tadellosen Troemp-l'oeil-Effekt. Man hat den Eindruck, sich in einem von Säulen getragenen Pavillon mit ineinander verschlungenen Pflanzen und Blumen zu befinden. In der Mitte der Decke hängt ein monumentaler Kronleuchter aus Muranoglas, der in seiner ganzen Pracht erstrahlt.
TERRE BORROMEO